PDF/X – Leitfaden Teil 1

Das PDF ist heutzutage allgegenwärtig. Speziell im graphischen Gewerbe ist dieses Format nicht mehr wegzudenken. Trotz Colormanagement und den Richtlinien PDF/X-1a und PDF/X-3, trotz unzähliger Fachbücher bzw. Ratgeber und trotz all der selbsternannten PDF-Gurus ist das Thema Druckdatenerstellung nach wie vor alles andere als selbsterklärend. Selbst grössere Druckereien, welche PDF/X-3 verlangen, haben dabei oftmals weder eine Ahnung, was PDF/X bedeutet, noch was für Auswirkungen dies für deren Arbeitsweise hat. Ein Umstand an dem diverse Softwarehersteller so wie die graphische Industrie nicht ganz unschuldig ist.

Vorwort

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In diesem übersichtlichen Leitfaden, speziell für Newbies, wollen wir wie bereits angedeutet das Thema PDF geben erläutern, sowie eine kurze, übersichtliche Einstellungstabelle, wie Sie richtige, speziell auf den europäischen Markt abgestimmte, druckreife PDF auf Basis von PDF/X erstellen. Ohne viel Schnik-Schnak, ohne viel Blabla – kurz, übersichtlich, auf den europäischen Standard, und dem gebräuchlichsten Druckverfahren, dem Bogenoffset abgestimmt. Der erste wirklich übersichtliche Ratgeber.

Eine Beschreibung der Funktionsweise für den Offsetdruck, wie die spezifische Datenaufbereitung für diese Druckverfahren funktioniert, wäre in diesem Leitfaden fehl am Platz und wird für die PDF-Erstellung nicht unbedingt vorausgesetzt. Als Graphiker muss man zwar nicht über diese Vorgänge Bescheid wissen, empfehlenswert wäre es allemal – zumindest über die Grundzüge. Ist ja schon schlimm genug, dass sich heutzutage jeder als Graphiker schimpfen und ausgeben kann der einen PC aufdrehen und Photoshop starten kann – aber das ist eine andere Geschichte.

Grundvoraussetzung für ein fehlerfreies Arbeiten auf professionellen Niveau ist, man höre und staune, professionelle Software am neuesten Stand. Wer nur mit Freeware-Tools, mit Office-Programmen oder mit veralteter Software wie XPress 4 arbeitet, darf sich nicht wundern, wenn die Ergebnisse nicht seinen Vorstellungen entsprechen.

Wichtig:
Wer korrekte PDF/X schreiben will muss sich ebenfalls mit dem Thema Colormanagement auskennen. Ohne Colormanagement kein PDF/X. Alles klar soweit?

Geschichte & Prinzip von Colormanagement

1992 entwickelte Adobe ICC-Profile für Software und Hardware, wodurch Farbe zum ersten Mal über den gesamten Produktionsworklfow verbindlich wurde. Zumindest laut Theorie. Dass sich sogar heute 2009 die wenigsten mit Colormangment auskennen, geschweige denn umgehen können ist eigentlich ein Armutszeugnis einer ganzen Industrie.

Grob gesagt bezieht sich Colormanagement auf zwei Komponenten: auf die Hardware bzw. auf die Software. Ersteres kennt man sicherlich durch zB: die Kalibrierung des Monitors per ICC-Profile um Farbschwankungen des Monitors auszugleichen.

Zweiteres wird verwendet, um die Wiedergabe der Farbe des jeweiligen Druckverfahrens festzulegen, welches man in Photoshop oder Indesign festlegt (z.B: „ISO Coated“ für den europäischen Bogenoffset). Dabei werden ua. die jeweiligen Parameter wie Druckpunktzuwachs, Papierfarbe, etc. berücksichtigt, um bei den jeweiligen Druckverfahren ein möglichst ähnliches Druckbild zu erreichen.

Achtung:
Im Gegensatz zu vielen Aussagen seitens Adobe und sogenannten Colormanagementexperten lassen sich auch mit ICC-Profilen bei unterschiedlichen Druckverfahren KEINE identischen Drucke erstellen, noch können bei Digitalproofs konkret vorhersagbare Andrucke hergestellt werden!!!!

Dies ist NICHT möglich und wird auch in Zukunft NICHT möglich sein. Allenfalls können nur möglichst ähnliche Drucke bzw. Digitalproofs, welche ein ungefähren Eindruck über das Endprodukt liefern, hergestellt werden. Darum wird in diesem Zusammenhang auch gerne der Begriff „simuliert“ verwendet.

Das sollte man auf alle Fälle kapiert haben.

Ohne Colormanagement geht es nicht!

Ein weiterer wichtiger Punkt zu verstehen wäre, dass man NICHT ohne Colormanagement arbeiten kann. Auch wenn Sie es vermeintlich ausschalten, so wirken die voreingestellten Profile. Und diese interpretieren die Daten in der Regel für den amerikanischen Markt, sprich ihre Daten sind für den europäischen Markt vollkommen unbrauchbar. Also unbedingt das Colormanagement einschalten!

Wenn Sie denken, puuhhh da gibt es aber viele Profile und das ist doch alles recht kompliziert – recht haben Sie! Auch in unseren Augen ist dies nicht optimal gelöst und hätte in dieser Art und Weise nie zum Endverbraucher gelangen dürfen, aber das ist eine andere Geschichte, welche wir in einem unserer neuen Artikel behandeln werden.

Geschichte PDF/X

Die Geschichte des PDF/X ist schnell erklärt und soll auch nicht allzu umschweifend behandelt werden. Da sich das PDF als Ersatz des TIFF/IT-Formates für den amerikanische Zeitungsdruck durchsetzte, versuchte man einen einheitlichen Standard zu entwickeln, welcher Teile, die nicht im Druck verwendet werden konnten, wie Multimedia-Inhalte, interaktive Formularfelder, etc., ausschloss.

PDF/X ist kein eigenständiges Format zu PDF, sondern nur ein Regelwerk.
Vereinfacht gesagt, kann man sich das PDF/X wie einen gelben Post-it Zettel vorstellen dem man dem PDF beifügt (halt in digitaler Form), auf welchem vermerkt ist, für welches Druckverfahren, das PDF gedacht ist, welche Farben enthalten sind, …

Daraus entwickelte sich 1995 der Vorgänger des PDF/X-Formats.

Die weiteren wichtigsten Entwicklungen des PDF/X:

PDF/X-1a:2001, PDF/X-1a:2001 – erlaubt nur CMYK und Sonderfarben
PDF/X-3:2002, PDF/X-3:2003 – erlaubt CMYK, Sonderfarben und profiliertes RGB

Soweit zu den Grundverständnissen.

Wir empfehlen jeden, welcher beruflich drucktaugliche PDF oder Anzeigen bzw. Bildretuschen für die Weiterverwendung erstellen muss, sich intensiver mit der Thematik Colormanagement und PDF (mit und ohne X) auseinanderzusetzen. Das ist ein absolutes Muss. Entsprechende Fachlektüre findet man z.B: bei Amazon zuhauf.

Im nächsten Teil gehen wir dann gleich einmal zur Sache.
Handhabung & Einstellung des Farbmanagments mittels ICC-Profilen.

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